Syndrome + Komplikationen

Syndrome

Hormonell aktive NET können je nach Art der produzierten Hormone bestimmte Symptome erzeugen, deren Gesamtheit als „Syndrom“ bezeichnet wird.

Syndrome

Dieses Syndrom wird durch NEN mit vermehrter Produktion vor allem an Serotonin, aber auch Histamin, Kallikrein und Bradykinin hervorgerufen.

Sie sind überwiegend im Gastrointestinaltrakt, insbesondere im Ileum (Krummdarm) sowie in den Bronchien lokalisiert. Eine Metastasierung erfolgt häufig in die Leber.

Typische Beschwerden für ein Karzinoid-Syndrom, die einzeln oder gemeinsam auftreten können, sind:

  • anfallsartige Rötung von Gesicht und Oberkörper , sogenannte Flush, zum Teil mit Herzklopfen, Luftnot und anschließender Erschöpfung
  • krampfartige Bauchschmerzen und Durchfälle
  • Atemnot wie bei Asthma

Labortests

  • 5-HIES im 24h Sammelurin – 5-Hydroxyindolessigsäure ist ein Abbauprodukt des Serotonins und wird über den Urin ausgeschieden.

Medikamentöse Therapie

  • Somatostatinanaloga (SSA) – Lanreotide, Octreotide – “die Spritze”
  • Interferon α
  • Telotristat etiprate
  • Mittel gegen Durchfälle (z.B. Loperamid etc.)

Mehr Infos

Mehr Informationen lesen Sie hier: Karzinoidsyndrom

Quelle: INCA (www.incalliance.org)

Das Hedinger-Syndrom ist eine im Rahmen des Karzinoid-Syndroms entstehende Endokard-Fibrose (Bindegewebsvermehrung an der Innenwand des rechten Herzens), mit Schädigung der Tricuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer) sowie der Pulmonalklappen (zwischen rechter Kammer und Lunge) in Form von Verengung oder Klappenundichtigkeit. Hierdurch entsteht eine Herzschwäche. Dadurch wird der Blutstrom gestört, was zu Atemnot und schwerer Müdigkeit führen kann.

Die karzinoide Herzerkrankung wird vermutlich durch das Hormon Serotonin ausgelöst. Bis zu 60 % der Patienten mit Karzinoid-Syndrom sind davon betroffen. Die Serotonin-Werte sind häufig schwankend und technisch nur schwierig zu messen. Deswegen steht in der hormonellen Diagnostik die Messung des Abbauproduktes 5-Hydroxyindolessigsäure (5-HIES) in einem 24 h Sammelurin im Vordergrund. Je nach Schwere der Beeinträchtigung ist eine OP mit Klappenersatz neben einer medikamentösen herzstützenden Therapie oder bei einer ausgeprägten Endokard-Fibrose auch in sehr seltenen Fällen eine Herztransplantation notwendig.

Dieses Syndrom wird durch Insulinome (Tumoren in der Bauchspeicheldrüse) hervorgerufen, die zu große Mengen des Hormons Insulin freisetzen.

Insulin senkt den Blutzuckerspiegel. Dadurch kann der Blutzucker zu weit absinken, was zu Symptomen wie Schwitzen, Hunger, Schwindel, ungewöhnliche Blässe, Verwirrung und Reizbarkeit führen kann. Wenn der Blutzuckerspiegel zu schnell und zu weit absinkt, kann man unter Umständen sogar das Bewusstsein verlieren.

Labortests

  • Glukose
  • Insulin
  • Proinsulin
  • C-Peptid
  • 72 Stunden Fastentest

Medikamentöse Therapie

  • Diazoxid
  • SSA (Lanreotide, Octreotide, Pasireotide)
  • Everolimus

Das Zollinger-Ellison-Syndrom (ZES) ist gekennzeichnet durch Geschwüre = Ulzera (tiefliegende Substanzdefekte Schleimhaut) oder Ösophagitis (Entzündung der Speiseröhre). Ursache ist ein Gastrin-sezernierender Tumor (Gastrinom), der zu erhöhten Gastrinspiegeln und damit zu vermehrter Produktion von Magensäure führt.

Symptome

  • saurer Reflux
  • Sodbrennen
  • Schmerzen hinter dem Brustbein oder im Oberbauch
  • Aufstoßen
  • Durchfall
  • Anämie (niedriger Eisenspiegel)

Zu hohe Gastrinmengen können außerdem zu Magen- und/oder Zwölffingerdarmgeschwüren und Blutungen mit Anämie (Blutarmut mit niedrigem Eisenspiegel) führen.

Labortests

  • Nüchtern-Gastrinspiegel
  • Sekretin-Test
  • Gastrale 24h-pH-Metrie

Medikamentöse Therapie

  • Protonenpumpenhemmer (PPI)
  • Somatostatinanaloga

Wenn bestimmte Medikamente (sogenannte Protonenpumpenhemmer oder kurz PPIs) gegen Sodbrennen oder sauren Reflux eingenommen werden, muss vor der Untersuchung eventuell ein anderes Medikament angewendet oder die PPI-Anwendung unterbrochen werden, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.

Eine vollständig kurative Therapie ist nur möglich, wenn das zugrundeliegende Gastrinom keine Metastasen gesetzt hat (vor allem in Lymphknoten und Leber). In diesem Fall kann das Gastrinom (nach vorheriger Lokalisationsdiagnostik mit bildgebenden Verfahren) chirurgisch entfernt werden. Dennoch sind Rezidive (Rückfälle) möglich. Dann kommen PRRT, Chemotherapie, molekular zielgerichtete Therapien auch bei Lebermetastasen.

Ursache des Werner-Morrison-Syndrom oder WDHA-Syndroms (Wässrige Diarrhoe, Hypokaliämie –Kaliummangel- und Achlorhydrie (fehlende Magensäure)) ist ein Adenom (gutartige Geschwulst) oder häufiger ein Adenokarzinom, das von den D1-Zellen der Bauchspeicheldrüse ausgeht und zu den neuroendokrinen Tumoren gehört.

Symptome

  • choleraartiger Durchfall
  • ein niedriger Kaliumspiegel im Blut
  • geringe Mengen an Salzsäure im Magen

Die Verdachtsdiagnose kann durch die Bestimmung von VIP (Vasointestinales Peptid) aus dem Blut und Darstellung einer pankreatischen Raumforderung mittels bildgebender Verfahren erhärtet werden. Zur Darstellung eignen sich die Endosonographie, das MRT und das CT.

Labortests

  • Vasoaktives intestinales Peptid (VIP)
  • Kalium

Medikamentöse Therapie

  • SSA (Lanreotide , Octreotide)
  • Antidiarrhoika

Die therapeutischen Optionen sind begrenzt. Zur Symptomlinderung kann die Sekretion von VIP durch Somatostatin-Analoga SSA gehemmt werden. Eine Resektion des Tumors ist in frühen Stadien möglich, durch eine Chemotherapie kann oft eine teilweise Rückbildung erreicht werden.

Etwa 70 % aller Patienten mit endogenem Cushing-Syndrom leiden an einem Adenom (Tumor) der Hirnanhangsdrüse, die zu viel ACTH bildet. Diese Form des Cushing-Syndroms wird auch als zentrales Cushing-Syndrom bezeichnet.

Ektopes ACTH-Syndrom

Bei etwa 15 % aller Patienten mit Cushing-Syndrom liegt außerhalb (ektop) der Hirnanhangsdrüse ein Tumor vor, der ACTH bildet. Dieses können NET in der Lunge, der Schilddrüse, im Thymus oder der Bauchspeicheldrüse sein.

Nebennierentumoren

In etwa 15 % aller Fälle führen gut- oder bösartige Nebennierentumore durch die übermäßige Bildung von Cortisol zum Cushing-Syndrom. Mehr als die Hälfte dieser Tumore sind gutartig. Sie werden als Adenome bezeichnet. Bösartig sind Nebennierenkarzinome, diese können Metastasen bilden.

Symptome des Morbus Cushing

  • Diabetes mellitus
  • Gewichtszunahme
  • häufige Blutergussbildung
  • Anämie
  • Depressionen
  • erhöhtes Infektionsrisiko
  • Muskelschwund und vermehrte Fettbildung am Körperstamm

Labortests

  • Cortisol im 24h Sammelurin
  • ACTH-Stimulationstest
  • Dexamethason-Hemmtest

Medikamentöse Therapie

  • Metyrapone (Metopirone®)
  • Ketoconazol
  • Etomidate
  • SSA (Lanreotide, Octreotide)

Wird durch NET in der Lunge oder der Bauchspeicheldrüse verursacht. Eventuell Symptome einer Akromegalie (es werden abnorm große Mengen an Wachstumshormonen freigesetzt, sodass Knochen und Knorpel abnorm wachsen, z. B. vergrößerte Hände und Füße).


PTHrPom (Parathormon-related Peptide)

Kann durch NET in der Bauchspeicheldrüse verursacht werden. Unter anderem Symptome eines Hyperparathyreoidismus (vermehrte Sekretion von Parathormon), also erhöhter Kalziumspiegel, Übelkeit/Erbrechen, Magengeschwüre, Nierensteine, Verstopfung, Knochenschmerzen, Osteoporose, extreme Erschöpfung (Fatigue), Veränderungen der psychischen Verfassung und Verwirrung.

PPom

NET des Pankreas ausgehend von den PP-Zellen (F-cells) mit erhöhter Sekretion von Pankreatischem Polypeptid (PP). Sind seltene Läsionen, die in etwa ˃90% im Pankreas, bevorzugt im Kopf, lokalisiert sind. Meistens handelt es sich um einzelne große Tumoren.

Symptome

  • Durchfall
  • Unterleibsschmerzen
  • Gewichtsverlust

Ist eine seltene Krankheit, bei der typische Hautläsionen, das Erythema necroticans migrans, oft eine der ersten Symptome darstellen. Dieses zeigt sich durch Geschwüre auf der Haut, vor allem an den Beinen und am Damm, verbunden mit Rötung, Schuppung und Krustenbildung.

Labortests

  • Glukagon
  • Glucose

Medikamentöse Therapie

  • SSA (Lanreotide, Octreotide)
  • Antidiabetika
Komplikationen

In der Medizin ist eine Komplikation ein zusätzliches Problem, das auftritt, wenn eine unerwünschte Entwicklung einer Erkrankung oder Therapie entsteht oder fortschreitet.

Die Karzinoid-Krise ist eine sehr seltene Steigerung des Karzinoid-Syndroms.
Sie kann lebensbedrohlich sein und entweder ohne ersichtlichen Grund oder als Folge einer Untersuchung (z. B. einer Biopsie), einer Narkose, einer Operation oder anderer Behandlungen auftreten.

Auslöser kann sein, dass große Mengen an Hormonen und chemischen Stoffen in das Blut abgegeben werden mit der Folge, dass der Blutdruck abfällt und der Herzschlag schneller werden. Auch Flushs und Luftnot wie bei Asthma können auftreten, und die Gefahr das Bewusstsein zu verlieren ist groß.

Je nach den Risiken, die mit einem bestimmten Verfahren verbunden sind, wird das Medikament Octreotid gegeben, welches dazu beiträgt, einer Krise vorzubeugen, entweder mehrere Stunden vor der Behandlung, während der laufenden Behandlung und bis zu 48 Stunden danach, oft auch als Dauer-Tropfinfusion.

Wir empfehlen unsere Notfall-Karte „Karzinoid-Krise“ bei sich zu tragen.

Ist eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes in menschlichen Geweben und Organen, deren Hauptbestandteil Kollagenfasern sind. Durch die dadurch verursachte Verhärtung des Gewebes entstehen narbige Veränderungen, die im fortgeschrittenen Stadium zur Einschränkung der jeweiligen Organfunktion führen können. Durch die Freisetzung des Hormons Serotonin bei NET ist eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Fibrose gegeben.

Das Mesenterium ist eine Gewebefalte, in der Organe an der Körperwand aufgehängt sind. Das Dünndarm-Mesenterium z.B. verankert den Dünndarm an der Rückseite der Bauchwand. Blutgefäße, Nerven und Lymphbahnen verlaufen durch das Mesenterium und versorgen so den Darm.

Eine Fibrose kann die Bänder am Dünndarm zusammenraffen, so dass Einengungen und Knicke im Dünndarm entstehen. Diese fibröse Bindegewebsvermehrung (Desmoplasie) kann eine teilweise oder vollständige Verlegung des Dünndarms hervorrufen (Darmverschluss).

Auch andere Teile des Unterleibs, z. B. Blutgefäße und die Harnleiter (Röhren, die die Nieren mit der Blase verbinden) können betroffen sein. Hier kann die Durchblutung des Darmes gestört werden (Absterben von Darmteilen) oder ein Nierenaufstau entstehen.

Bei einem NET im Dünndarm oder Zwölffingerdarm, können unter Umständen auch Verklumpungen der vom NET betroffenen Lymphknoten entstehen, selbst wenn der Primärtumor nur sehr klein ist. Oft sind diese Verklumpungen in bildgebenden Verfahren auffälliger als der Primärtumor, weil die Bindegewebsvermehrung um diese Bereiche herum meist deutlich sichtbar ist.

Beispiele für Symptome einer Mesenterial-Fibrose

  • Leibschmerzen
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Blähungen
  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall oder Verstopfung, Darmverschluss
  • Verschluss der Röhren (Harnleiter) zwischen den Nieren und der Blase mit Nierenstau

Behandlung einer Mesenterial-Fibrose

Die Fibrose ist schwierig zu behandeln, weil sie zum Zeitpunkt, zu dem die richtige Diagnose gestellt wird, oft schon relativ fortgeschritten ist. Eine Operation mit Entfernung von Dünndarmanteilen mit Mesenterium wird angestrebt. Allerdings darf dabei nicht zu viel Dünndarm geopfert werden. Ein hierdurch entstehendes Kurzdarmsyndrom würde eine künstliche Ernährung erforderlich machen.

Falls die Fibrose die Harnleiter zusammendrückt und damit blockiert, kann ein Stent in die Harnleiter gelegt werden, der sie dann offenhält. Medikamente wie Somatostatin-Analoga vermindern die Serotoninmenge, die in das Blut abgegeben wird und können das Tumorwachstum aufhalten. Eventuell kommen auch mTor-Hemmer in Frage.

Wenn bei einem Dünndarm-NET Bauchschmerzen mit Übelkeit und Erbrechen vorhanden sind, kann dies darauf hinweisen, dass der Darm eventuell blockiert ist. Nahrungsreste kommen kaum oder gar nicht mehr durch. Das kann verschiedene Gründe haben, ist aber immer ein Notfall, der sofort im Krankenhaus behandelt werden muss!

Erfahren Sie hier mehr über die Therapien und Therapiearten.